Konstruktion

Bei einer hölzernen Stuhlkonstruktion in einem Dachtragwerk werden die Stützen beziehungsweise Stiele auch als Stuhlpfosten oder Stuhlsäulen bezeichnet. Eine Reihe davon bildet zusammen mit Schwellen, Rähmen und Streben einen parallel zum First stehenden Längsverband, die Stuhlwand. Die Schwelle zur Lastverteilung unter Stuhlpfosten wird auch Stuhlschwelle genannt.

Durch die Verstrebung der Pfosten und Pfetten zur Stuhlwand, die oft durch Kopfbänder ausgeführt ist, wird die Errichtung des Dachstuhls erleichtert und gemeinsam mit Windrispen die Längsaussteifung des Dachwerks gewährleistet. Die Verbindung der Stuhlsäulen mit den Spannriegeln durch Streben dient der Querausteifung des Stuhls.

Stehender Stuhl

Ein stehender Stuhl ist ein Stuhl mit lotrechten Stuhlsäulen. Sind diese zur Unterstützung der Firstpfette oder zur mittigen Stützung der Kehlbalken nur in der Längsachse unter dem First angeordnet, wird vom einfach stehenden Stuhl gesprochen, bei einer zweireihigen Stellung vom doppelt oder zweifach stehenden Stuhl. Kombinierte Konstruktionen werden auch als mehrfach stehender Stuhl bezeichnet.

Ein stehender Stuhl ist die Standardkonstruktion des Pfettendachs als Satteldach, wenn die Mittelpfette nicht auf einer Mittelwand bzw. auf Quer- und Giebelwänden aufgelagert werden kann. Ein Sparren- und Kehlbalkendach ist hingegen bei geringen Spannweiten auch ohne Stuhl zu errichten.

Die Kehlbalken eines größeren Kehlbalkendachs werden häufig an den Anschlusspunkten zum Sparren durch zwei Stuhlpfetten (auch Stuhlwandpfetten oder Stuhlrähm)unterstützt. Die Pfetten werden von Stuhlpfosten getragen und bilden mit lotrechten Pfosten einen doppelt stehenden Dachstuhl.

Ein Hängewerk entsteht, wenn die unter dem Dachwerk befindliche Decke an den Stuhlsäulen aufgehängt ist, etwa um einen großen stützenfreien Saal zu schaffen (Abbildung Dachstühle, Fig. 14 und 15). Die Lasten aus der Decke und der gestützten Dachkonstruktion werden dann durch Streben und gegebenenfalls Spannriegel zu den Auflagern am Fußpunkt der Dachsparren abgeleitet.

Liegender Stuhl

Beim liegenden Stuhl sind die Stuhlsäulen schräg geneigt und stützen sich oben am Spannriegel ab. Ihre Fußpunkte befinden sich in der Regel auf dem Dachbalken (Deckenbalken) dicht über der Außenwand oder einer anderen tragenden Wand. Liegende Stühle können sowohl in Pfetten- als auch in Sparren- und Kehlbalkendächer angeordnet sein.

Ein Vorteil dieser Anordnung liegt in einer besseren Nutzbarkeit des stützenfreien Dachraumes. Der liegende Stuhl belastet zudem die darunterliegenden Dachbalken (Deckenbalken) am Rand in der Nähe des Auflagers, und nicht in der Feldmitte. Dies sorgt für ein geringeres Biegemoment. Der liegende Stuhl wird darum auch dann eingesetzt, wenn im Geschoss unter der Balkenlage große stützenfreie Räume entstehen sollen und die Decke nicht durch die Dachkonstruktion belastet werden kann, beispielsweise über dem Mittelschiff einer Kirche.

Quelle: Wikipedia